Gottlieb Pomella

Direktor von 1993 bis 2008

Wie es zur Fachrichtung „Sport“ an der Hob „H.Kunter“ kam

Den Floh ins Ohr gesetzt hat mir persönlich eigentlich Engelbert Schaller, damals Direktor der Abteilung Personal der Autonomen Provinz Bozen. Er war damals Vorstandsmitglied des FC-Südtirol und als früherer Amateurfußballer ein begeisterter FC-Südtirol-Fan.

Als ich das Projekt einer neuen Fachrichtung für aktive junge Sportler in die Entscheidungsgremien der Schule brachte, gab es dafür nicht nur Zustimmung. Die Potenzierung des Fachs Leibeserziehung von 2 auf 5 Wochenstunden brachte immerhin die gleichzeitige Reduzierung der Wochenstunden einiger anderer Fächer mit sich. Am Schulamt war man von der Idee auch nicht begeistert. Es gab ja schon die Fachrichtung Sport an der HOB Mals und einen Schwerpunkt Sport am Realgymnasium Sterzing.

An der HOB Bozen war es unsere Absicht, uns auf die Fußballspieler des FC-Südtirol zu beschränken. Der Zuspruch und die unerwartet vielen Einschreibungen in die erste Klasse des neu geschaffenen Bildungsangebotes brachten es jedoch mit sich, dass wir gleich drei Sportklassen einrichten konnten, deren Schüler*innen, entgegen unserem ursprünglichen Plan, die verschiedensten Sportdisziplinen abdeckten.

Mit den Sportschülern haben wir uns, wie wir nach kurzer Zeit überrascht feststellten, einen neuen Schüler-Typus ins Haus geholt. Für viele von ihnen, besonders für die Fußballer, waren der Ball und das Training im Verein wichtiger als die Schule. Für manche ehrgeizige Eltern ebenso. Darunter litten unsere Lehrer, aber auch manche motivierte Sportschüler*innen, und die schulischen Ergebnisse taten es auch.

Dazu kamen noch Disziplinprobleme, weil besonders Mannschaftssportler ein Rudelverhalten an den Tag legten, das uns an der Schule bis zu dem Zeitpunkt in dieser Intensität unbekannt war. Die Fachkompetenz unserer Lehrer*innen reichte da nicht. Es war zusätzlich die Kompetenz eines Dompteurs bzw. eines Leitwolfs gefragt.

Die Zusammenarbeit zwischen Schule und Verein kam nur mühselig zustande und verbesserte sich erst, als es die rechtliche Möglichkeit gab, mit den Sportvereinen eine Konvention abzuschließen, aufgrund welcher wir die Zusammenarbeit und jeweilige Zuständigkeit regeln sowie die im Verein erbrachte Leistung als Guthaben in der schulischen Bewertung berücksichtigen konnten.

Dass es die Fachrichtung Sport an der heutigen WFO Bozen trotz aller Geburtswehen heute noch gibt, freut mich sehr und ist ein Beweis dafür, dass die damals getroffene Entscheidung langfristig gesehen richtig und nachhaltig war.

Gottlieb Pomella

Ehemaliger Direktor


09.02.2021